Kappeln - Zentrum der östlichen Schleiregion
Mit einiger Sicherheit ist anzunehmen, dass nicht ein jeder ohne Weiteres die Frage nach der Lage der Region "Angeln" beantworten kann. Dabei gründet sich ihr Name auf einen alten germanischen Volksstamm, der in diesem Gebiet die ersten Jahrhunderte nach der Zeitenwende ansässig war.
Heute charakterisiert die Landschaft Angeln das Gebiet der zwischen der Flensburger Förde und der Schlei bestehenden Halbinsel, auf der sich neben Schleswig auch die kleine Stadt Kappeln befindet.
Im Bereich, wo der als Schlei bezeichnete Meeresarm der Ostsee seinen Weg ins Landesinnere in Richtung der Stadt Schleswig beginnt, liegt die Stadt Kappeln. Mit ihren sieben Ortsteilen reicht sie von Angeln über die Schlei hinaus bis auf die Halbinsel Schwansen, auf der sich ihre Stadtteile Olpenitz und Kobberby befinden.
Stadtpanorama von Kappeln mit Klappbrücke über die Schlei
Als Verbindung der rechts und links der Schlei liegenden Ortsteile dient eine Klappbrücke, die sich tagsüber stündlich einmal öffnet, um den Schiffsverkehr passieren zu lassen. Die Brücke ersetzte 2002 eine an gleicher Stelle ihren Dienst verrichtende Drehbrücke, die wiederum den Platz einer vorherigen Pontonbrücke einnahm.
Der ehemalige Fischereiort erhielt in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Übernahme verschiedener Einrichtungen der Marine den Status einer Garnisonsstadt und dient heute nach deren Wegfall weiter als Hauptort der östlichen Schleiregion und als touristisches Zentrum.
Am Hafen
Wie eigentlich jeder Ort entlang der Ostseeküste, der eine touristische Bedeutung besitzt, hat auch Kappeln außer seinem gesunden Klima und sauberer Meeresluft einen Hafen und einen Strandbereich zu bieten.
Das Hafengelände befindet sich in der Nähe der vierspurigen Brücke über die Schlei. Auf ihr sind im Sommer vor allem Segelboote und kleinere Passagierschiffe zu beobachten. Zu Letzteren gehört das Panoramaschiff MS Förde Princess, auf dem bis zu 140 Personen Ausflugsfahrten in Richtung Schleswig oder auf die Lotseninsel Schleimünde antreten können. Auf dieser unbewohnten kleinen Insel empfängt die legendäre Kneipe „Giftbude", ein kleiner Nothafen für Jachten und ein Leuchtturm die Fahrgäste. Ausflugsziele auf den gleichen Routen steuert auch das etwas kleinere Ausflugsschiff Stadt Kappeln an. Dabei werden auch Zwischenstopps im Fischerdorf Maasholm und in Sieseby eingelegt. Letzteres zählt mit seinen reetgedeckten Häusern zu den schönsten Dörfern entlang der Schlei.
Unmittelbar am Kappelner Hafen lädt ein in der Alten Räucherei eingerichteter Irish Pub zum Verweilen ein. Das kleine Restaurant fügt sich nahtlos in eine kleine hier entstandene Schlemmer- und Flaniermeile ein, in der man sowohl gut essen als auch stressfrei bummeln kann.
Gut zu erkennen ist vom Hafen aus der als ein Wahrzeichen der Stadt geltende Heringszaun. Er gilt mit einem Alter von geschätzten 500 Jahren als letztes funktionsfähiges Exemplar seiner Art in Europa. Derartige Zäune standen früher in großer Zahl entlang der Schlei. In ihren trichterförmig angeordneten reusenartigen Flechtzäunen fingen sich die ihrem Laichgebiet in der Schlei zustrebenden Heringe faktisch von selbst. Heute erinnert das jährlich zu Christi Himmelfahrt stattfinde Volksfest der Kappelner Heringstage an diese traditionelle Fangmethode.
Museumshafen und Schleimuseum
Wenige hundert Meter südlich der die Schlei querenden Klappbrücke befindet sich der Museumshafen. Bei einem Gang über die alten Steganlagen sind zahlreiche als Kulturdenkmäler eingestufte Schiffe zu bestaunen, deren ältesten Exemplare älter als 100 Jahre sind. Sie alle werden von stolzen Besitzern mittels traditioneller Handwerksarbeit soweit instand gehalten, dass sie jederzeit fahr- beziehungsweise segeltüchtig sind. So sind unter dem Gewirr aufragender Holzmasten und des Tauwerks Schiffe wie das 1948 in der DDR erbaute Fischereifahrzeug Albin Köbis, die niederländische Jacht Frederike von Altona, der auf einer kleinen norwegischen Insel erbaute Krabbenkutter Sajama oder der bereits 1911 im friesischen Waterhuizen erbaute Segler Jonas von Friedrichstadt zu entdecken.
Unweit der durch die Kappelner Altstadt führenden Marktstraße wird im Schleimuseum anhand von Dokumenten und Gerätschaften die Geschichte der Stadt dokumentiert. Neben einer umfangreichen Sammlung von Buddelschiffen werden in einer maritimen Abteilung historische Kähne, Galionsfiguren, Navigationsgeräte und weitere Exponate der Seefahrt vorgestellt. Gemälde, die Szenen aus der Schleiregion abbilden, runden die allerdings nur im Sommerhalbjahr geöffnete Ausstellung ab.
Am Ostseestrand
An der nordöstlichen Spitze der Halbinsel Schwansen befindet sich unmittelbar an der Ostseeküste mit dem Weidefelder Strand ein zum Stadtgebiet gehörender Strand. Gepflegt und sauber präsentiert er sich mit feinkörnigem, hellen Sand vor einem eine hohe Qualität aufweisenden Wasser. Während eine Strandkorbvermietung, ein Bootsverleih und eine Surfschule sowie ein Kinderspielplatz für einen angenehmen Aufenthalt sorgen, bemühen sich ein Strandrestaurant und ein Imbiss um die Erfüllung der kulinarischen Bedürfnisse.
Eine Strandüberwachung durch Personal des DLRG sowie die vorhandenen sanitären Anlagen tragen zu einem sorgenfreien Strandvergnügen bei.
Neben einem benachbarten FKK-Bereich finden hier auch Surfer und Segler ein ansprechendes Revier, wobei die Schlei als hervorragendes Segelrevier gilt. Windsurfen, Paddeln und Beach-Volleyball gehören zu den ebenfalls am Strand angebotenen Sportarten. Am Ufer der Schlei finden außerdem während der Saison vom Touristikverein Kappeln veranstaltete Grillabende für Gäste und Einheimische statt.
Sehenswürdigkeiten und kulturelle Highlights
Im Hinterland des an der Schlei befindlichen Hafengeländes bestimmt die schlanke, mit einer Laterne besetzte Kuppel des Turmes der St. Nikolai Kirche die Silhouette der Stadt. Die als Backsteinbau im Stil des Spätbarock errichtete Kirche entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der mit einem aus dem Vorgängerbau stammenden barocken Schnitzaltar geschmückte Kanzelaltar stellt das Prunkstück ihrer Ausstattung dar, zu der auch ein in Böhmen gefertigter Kronleuchter gehört.
Im Westteil der Altstadt zieht die attraktive Gestalt der 30 Meter hohen, rekonstruierten Mühle „Amanda" die Blicke der Touristen auf sich. Diese 1888 erbaute Windmühle wurde neben einem kleinen Sägewerk errichtet, in dem eine mit Holzabfällen befeuerte Dampfmaschine den Antrieb der Mühle in windschwachen Zeiten übernahm.
Die bis in die 60er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts betriebene Mühle enthält heute das standesamtliche Trauzimmer und kann zudem besichtigt werden. Von ihrer Galerie aus ergibt sich ein schöner Rundblick über Kappeln und seine Umgebung.
Das erwähnte Sägewerk wurde zu einem „Working-Museum" umgestaltet. In ihm kann der Besucher interessante Einblicke in die Arbeitsweise historischer Technik für die Holzaufbereitung erhalten.
Eine museale Funktion hat ebenfalls die Angelner Dampfeisenbahn übernommen. Diese von einem Verein betreute Museumsbahn, verkehrt unter der liebevollen Bezeichnung „Julchen" zu besonderen Anlässen und bei Erlebnisrundreisen in Zusammenarbeit mit der Schleischifffahrt auf einem Streckenabschnitt zwischen Kappeln und Süderbrarup.
Die Kappelner Bimmelbahn pendelt täglich nach Bedarf, außer während der Heringstage, von Kappeln nach Arnis, in die kleinste Stadt Deutschlands.
Ein abschließender Hinweis soll den wechselnden Ausstellungen im Kunsthaus Hänisch sowie dem mit zwei Ausnahmen jeweils während der Monate März bis Oktober v am letzten Sonntag im Monat durchgeführten Kappelner Fischmarkt auf der Hafenmeile, zwischen Nordhafen an der Schleibrücke und Fischereihafen, gelten.