Das Hinterland der Ostseeküste
Hinter der weit geschwungenen Küstenlinie der Ostsee hat die letzte Eiszeit eine mit Hügeln und zahlreichen Seen versehene Landschaft geformt. Diese erstreckt sich als als Gürtel im Westen von Dänemark über Flensburg und Neumünster bis nach Lübeck und verläuft weiter in Richtung Osten über Schwerin, die Mecklenburgische Schweiz und das Küstenhinterland Polens bis zu den baltischen Staaten.
Oase der Ruhe zwischen den Meeren
Im Gegensatz zur rauen Natur an der Nordseeküste herrscht an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins hinter den Buchten und Kliffs eine gewisse Ruhe und Beschaulichkeit, die sich harmonisch mit der sanft hügeligen Landschaft aus Wäldern, Feldern und Seen mit der bestehenden Moränenlandschaft vereint.
Wenige Kilometer hinter dem südlichen Ufer der Flensburger Förde liegt das landschaftlich reizvolle Tal der Langballigau. Die von Schilfröhricht gesäumten Wiesen dieses von Wanderwegen durchzogenen Naturschutzgebietes sind im Frühjahr von einem bunten Blütenteppich überzogen. Im Tal selbst sind zahlreiche Vogelarten heimisch, zu denen der Eisvogel und die Gebirgsstelze gehören.
Südwestlich davon erheben sich am Rand des Treenetals die knapp 50 Meter hohen Fröruper Berge, die ihre fehlenden Höhenmeter durch ein aus schroffen Hängen und abflusslosen Senken bestehendes bewegtes Relief mehr als ausgleichen können. Zwischen ihrem von Laubbäumen gebildeten dichten Waldkleid verbergen sich Sümpfe und Hochmoore, in denen im Sommer das Wollgras erblüht. Durch das Naturschutzgebiet führen mehrere markierte Rundwanderwege.
Westlich der Stadt Eckernförde befindet sich der Naturpark Hüttener Berge. Die höchsten Erhebungen dieses Hügellandes reichen bis knapp über 100 Meter. Von deren Kuppen aus, die über Wanderwege zu erreichen sind, reicht der Blick weit über die Eckernförder Bucht bis hin zur Schlei. Mitten im Naturpark liegt mit dem etwa 10 Quadratkilometer großen fischreichen Wittensee ein ideales Gewässer für Angler, Surfer und Segler. Einige seiner Ufergebiete gelten als Schutzgebiete für Wasservögel.
Vom Wittensee ist der Weg nicht mehr weit bis nach Rendsburg, durch das die mit dem Nord-Ostsee-Kanal meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt führt. Sehenswert das beiderseits der Eider liegende Altstadtzentrum rund um die Rendsburger Marienbrücke, ihre mit einer Schwebefähre den Nord-Ostsee-Kanal überquerende Eisenbahnbrücke und die darunter befindliche Schiffsbegrüßungsanlage, die besonders bei Touristen für großen Zuspruch sorgt.
Nicht weit von Rendsburg nahe des Westensees befindet sich das Gut Emkendorf, eine am Hasensee liegende Anlage, die aus einem Herrenhaus, verschiedenen Nebengebäuden sowie der frei zugänglichen Parkanlage besteht. Dort wird jährlich ein sehenswerter Weihnachtsmarkt veranstaltet den ein mittelalterlicher Markt ergänzt.
Unterwegs in der Holsteinischen Schweiz
Zwischen Kiel und Lübeck breitet sich rund um den Großen Plöner See das Gebiet der bis an die Ostseeküste reichenden Holsteinischen Schweiz aus. Geschätzt und beliebt als Touristenregion besitzt sie eine abwechslungsreiche, von vielen Seen durchzogene Landschaft, in der Orte wie Eutin, Malente oder Grebin mit beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen aufwarten.
Eutiner Schloss
So bietet das als „Weimar des Nordens" bezeichnete Eutin neben seiner historischen Altstadt ein prächtiges Schloss, das von einem Wassergraben und einem weitläufigen Landschaftspark umgeben ist. In dieser einst fürstbischöflichen Residenz war Zar Peter der Große ebenso zu Gast wie die Zarin Katharina die Große oder Carl Maria von Weber. Zahlreiche der prunkvoll ausgestatteten Räume, einschließlich des Rittersaals, sind öffentlich zugänglich.
Von Malente aus führt die etwa 12 Kilometer lange „5-Seen-Fahrt“ per Schiff an den Schönheiten der Holsteinischen Schweiz vorbei. Dabei werden Dieksee, Langensee, der Behler See, Höftsee und der Edebergsee durchquert.
Grebin, dessen Umgebung als nördlichstes Weinanbaugebiet Deutschlands Bekanntheit erlangt hat, besitzt mit der Grebiner Mühle ein attraktives Wahrzeichen.
Gern besucht wird weiterhin das unmittelbar am gleichnamigen See gelegene Plöner Schloss als eines der größten seiner Art in Schleswig-Holstein sowie der als Naturdenkmal geschützte Kalkberg bei Bad Segeberg, der als Felskulisse bei den berühmten Karl-May-Festspielen dient. Daneben besteht mit dem Brennermoor in der Nähe von Bad Oldesloe ein einzigartiges Salzmoor, dessen Flora und Fauna von einem Bohlenweg aus zu erkunden ist.
Nicht mehr zum unmittelbaren Gebiet der Holsteinischen Schweiz zählen die Städte Oldenburg in Holstein und Ratzeburg. Das nördlich Lübecks auf der Halbinsel Wagrien liegende Oldenburg besitzt mit den Resten einer im 8. Jahrhundert erbauten ovalen Wallburganlage eines der bedeutendsten archäologischen Denkmäler des Bundeslandes.
Das unmittelbar an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern liegende Ratzeburg wird entsprechend seiner Lage am und im Ratzeburger See oft als Inselstadt bezeichnet. Umgeben von einer herrlichen Seenlandschaft, und im Besitz einer schönen Altstadt, ist es bei Badegästen und Wassersportlern ebenso beliebt wie bei Freunden mittelalterlicher Baukunst.
Im Land der Windflüchter
Das Festland hinter der von Wismar bis zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst reichenden Mecklenburger Bucht wird an vielen Orten von sogenannten „Windflüchtern" geprägt. Mit diesem Begriff werden die hinter der Ostseeküste Mecklenburgs tief gebeugten, vom Sturm niedergedrückten Bäume im Hinterland der Küste bezeichnet, die schon so manchem Künstler als eindrucksvolles Motiv dienten.
Sie haben sich mit ihren skurrilen Formen in großer Zahl hinter der Steilküste bei Nienhagen zu einem „Gespensterwald“ vereint, sind ein Kennzeichen der als Naturdenkmal eingestuften, rund 500 Jahre alten Mönchhagener Eibe im gleichnamigen nordöstlich von Rostock liegenden Ort, und in großer Zahl hinter der ungeschützten Westküste der Halbinsel Darß zu finden.
Mit besonders eindrucksvollen Bauwerken überzeugen die Städte Schwerin, Bad Doberan und Güstrow im Hinterland der mecklenburgischen Ostseeküste. Die am zweitgrößten norddeutschen See liegende Landeshauptstadt Schwerin besitzt mit dem sich auf der Schlossinsel erhebenden prachtvollen Schloss ihr absolutes Highlight. In der Zeit seines rund tausendjährigen Bestehens mehrfach umgebaut und erweitert vereint es verschiedene Baustile und damit auch die Handschriften bedeutender Architekten. Umgeben von einem nicht weniger beeindruckenden Schlossgarten dient es heute als Sitz des mecklenburg-vorpommerschen Landtages und als Museum.
In Bad Doberan beeindruckt der gewaltige Backsteinbau der als Doberaner Münster bekannten Klosterkirche eines ehemaligen Zisterzienserklosters die Touristen. In Güstrow lädt mit seinem Schloss das bedeutendste Renaissancebauwerk Norddeutschlands zum Besuch des Staatlichen Museums ein. Seine Ausstellungsschwerpunkte bilden bedeutende Mittelalter- und Gemäldesammlungen.
Nordwestlich des Malchiner und des Kummerower Sees erstreckt sich das Gebiet der Mecklenburgischen Schweiz. Hier erheben sich auf engstem Raum die Kuppen der Endmoränen auf über 100 Meter Höhe über das Meeresspiegelniveau der Seen. Dazwischen liegen verstreut zwischen den Hügeln die Ländereien und Herrenhäuser einstiger Rittergüter. Erholungsuchenden seht ein umfangreiches Wegenetz für Radtouren und Wanderungen zur Verfügung und von mehreren, vor allem an den Seen postierten Aussichtstürmen kann der Ausblick über die seenreiche Landschaft genossen werden.
Neben Teterow, dem zentralen Ort der Mecklenburger Schweiz gehören das am Malchiner See gelegene Schlossensemble Basedow, Schloss Ulrichshusen und Burg Schlitz zu den beliebtesten Ausflugszielen.
Zwischen Ribnitz-Damgarten und Torgelow
Das Hinterland der Ostseeküste im Landesteil Vorpommern ist gekennzeichnet von einer „Doppelküste", die von den ihr vorgelagerten Inseln Rügen und Usedom sowie der Halbinselkette Fischland-Darß-Zingst und den Küsten der vom Meer abgegrenzten Bodden gebildet wird.
An den im Westteil befindlichen Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft schließt sich das Gebiet des Kreises Vorpommern-Rügen an. Außer der am Strelasund liegenden Hansestadt Stralsund ragt als Stadt das westlich von Greifswald liegende Grimmen heraus. Es verfügt über einen mittelalterlichen Stadtkern, der von drei im Stil der Backsteingotik errichteten Stadttoren begrenzt wird und das sich mit seinem um 1400 erbauten Rathaus und mehreren schönen Fachwerkhäusern als recht sehenswert erweist.
Im weiter westlich liegenden Landkreis Vorpommern-Greifswald bieten die auf den Friedländer Wiesen ihr Futter suchende Störche und Reiher sowie die während ihrer Züge gen Süden hier rastenden Kraniche eindrucksvolle Naturerlebnisse. Das sich anschließende ausgedehnte Wald- und Heidegebiet der Ueckermünder Heide hat besonders in den letzten Jahren eine zunehmende touristische Bedeutung erlangt.
Ob das Wacholdertal, das Feuchtgebiet Eggesiner See oder die Binnendünen bei Altwarp - Naturfreunde kommen hier bei ihren Beobachtungen voll auf ihre Kosten. Die Altwarper Binnendünen sind es auch, die wenige Hundert Meter vor der polnischen Grenze als Naturschutzgebiet das deutsche Hinterland der Ostseeküste beschließen. Sie ragen mit ihrem weißen Sand aus der eher südländisch anmutenden Wiesenlandschaft heraus und sind auf Wanderwegen erreichbar.
Am Schluss der Betrachtung des Hinterlandes der Ostseeküste erfolgt noch ein Hinweis auf zwei sehenswerte museale Einrichtungen, die die Kleinstadt Torgelow zu bieten hat. So verdeutlicht das Museumsdorf „Ukranenland" den slawischen Ursprung der Besiedlung dieses Gebietes, während im Freilichtmuseum „Castrum Turglowe" das Leben im 13. Jahrhundert nachempfunden werden kann.